NHR-Status in Portugal: Auswandern und legal Steuern sparen?

Portugal ist unter digitalen Nomaden und Auswanderern sehr beliebt. Dabei ist es als Hochsteuerland jedoch steuerlich nicht sehr attraktiv. Die NHR-Steuerregelung (Hon-Habitual-Resident) soll Abhilfe schaffen und qualifizierte nicht gebietsansässige Personen mit attraktiven Steuerregelungen in das Land locken.

Aber wie kann ein Land mit einem Höchststeuersatz von 48 % und hohen Sozialabgaben steuerlich attraktiv sein? Wir haben uns den NHR-Status in Portugal angesehen und erklären Ihnen, worauf es dabei ankommt. Viel Spaß! 💸

Was ist der NHR-Status überhaupt?

Der NHR-Status ist eine spezielle Steuerregelung, die Antragsberechtigten über 10 Jahre zusteht, wenn sie nach Portugal einwandern. Dabei ist es ausschlaggebend, dass die Person, die sich für den Status bewirbt, in den letzten 5 Jahren nicht in Portugal unbeschränkt steuerpflichtig war. Ziel des Programms ist es, attraktive Bedingungen für Fachkräfte und Unternehmer zu schaffen und diese nach Portugal zu locken.

Portugal hat nämlich eine Auswanderungsrate, die deutlich über der durchschnittlichen Auswanderungsrate in der EU lebt. Jede fünfte portugiesische Person lebt inzwischen im Ausland. Das Land leidet daher unter einem enormen Fachkräftemangel.

Den NHR-Status gibt es bereits seit 2009. Allerdings wurde dieser seit seiner Einführung immer wieder etwas angepasst.

Was bietet der NHR-Status steuerlich?

Besonders interessant ist, dass der NHR-Status eine Rentenbesteuerung von lediglich 10 % zu Folge haben kann. Dies gilt allerdings nur, wenn ein Doppelbesteuerungsabkommen besteht, das festlegt, dass Renteneinkünfte von Auswanderern in Portugal steuerpflichtig sind. Das Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland beinhaltet diese Regelung leider nicht, weshalb der NHR-Status für deutsche Rentner eher uninteressant ist.

Ein weiterer Aspekt ist die erhebliche Steuerminderung für hochqualifizierte Selbstständige in bestimmten Berufen. Damit sinkt der Steuersatz für lokales Einkommen auf 20 %. Für bestimmtes ausländisches Einkommen entfallen die Steuern sogar. Allerdings kommt es auch dabei auf die Inhalte des Doppelbesteuerungsabkommens an: Portugiesische Selbstständige mit Kunden aus Deutschland oder Österreich dürfen ihr Einkommen nicht steuerfrei abrechnen. Bei Kunden aus Großbritannien und einigen anderen Ländern ist dies jedoch möglich.

Für Personen, die regelmäßig Dividenden von Kapitalgesellschaften aus dem Ausland beziehen, ist der NHR-Status ebenfalls sehr interessant. Diese können komplett steuerfrei sein, wenn sie aus Ländern kommen, die mit Portugal ein Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen haben. Quellensteuer fällt jedoch in der Regel weiterhin an. Allerdings sind auch dabei die Details des Doppelbesteuerungsabkommens zu beachten. Im Falle einer Beteiligung an einer deutschen GmbH wird diese von 25 % auf 15 % reduziert. Personen mit NHR-Status in Portugal können sich ihre Dividenden also theoretisch zu einem Steuersatz von lediglich 15 % auszahlen lassen.

Welche Berufe fallen unter den ermäßigten Steuersatz?

Um den ermäßigten Steuersatz von 20 % und eventuell sogar Steuerfreiheit auf Auslandseinkommen zu beanspruchen, müssen Sie einer Tätigkeit mit hoher Wertschöpfung nachgehen. Die Liste dieser wird von der portugiesischen Regierung in regelmäßigen Abständen angepasst.

Aktuell gelten die folgenden Berufe als Tätigkeiten mit hoher Wertschöpfung:

112 - Generaldirektor und Geschäftsführer von Unternehmen

12 - Direktoren für Verwaltungs- und Handelsdienstleistungen

13 - Direktoren für Produktion und spezialisierte Dienstleistungen

14 - Hotel-, Catering-, Handels- und andere Dienstleistungsdirektoren

21 - Spezialisten für Naturwissenschaften, Mathematik, Ingenieurwesen und verwandte Techniken

221 - Ärzte

2261 - Zahnärzte und Stomatologen

231 - Professor für Universitäts- und Hochschulbildung

25 - Spezialisten für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)

264 - Autoren, Journalisten und Linguisten

265 - Künstler der bildenden und darstellenden Künste

31 - Techniker auf mittlerem Niveau sowie naturwissenschaftliche und technische Berufe

35 - Techniker für Informations- und Kommunikationstechnologie

61 - Landwirte und Facharbeiter in der Landwirtschaft und Tierproduktion, marktorientiert

62 - Marktorientierte Forst-, Fischerei- und Jagdfacharbeiter

7 - Facharbeiter in Industrie, Bau und Handwerk, darunter insbesondere Facharbeiter in Metallurgie, Metallverarbeitung, Lebensmittelverarbeitung, Holzverarbeitung, Bekleidung, Handwerk, Druckerei, Präzisionsinstrumentenbau, Juweliere, Handwerker, Elektro- und Elektronikfachkräfte.

8 - Bediener von Anlagen und Maschinen sowie Montagearbeiter, nämlich Bediener von ortsfesten Anlagen und Maschinen

(Quelle: https://dre.pt/dre/detalhe/portaria/230-2019-123407856 / Stand 28.03.2022)

Wenn Sie einem dieser Berufe nachgehen, können Sie Ihre Steuerbelastung erheblich senken. Da es sich um eine Pauschalsteuer handelt, profitieren besonders Personen mit einem hohen Einkommen. Bis vor einigen Jahren waren die Definitionen der Tätigkeiten mit hoher Wertschöpfung eher vage gehalten.

Dies wurde von der portugiesischen Regierung geändert. Heutzutage finden sich genaue Berufsbezeichnungen auf der Liste. Falls Sie einen Beruf ausüben, der nicht auf der Liste steht, ist es für Sie nicht möglich, den ermäßigten Steuersatz zu beanspruchen.

Keine Steuer auf Dividenden mit dem NHR-Status

Interessant ist der NHR-Status für Unternehmer mit Firmen in Ländern, die eine besonders niedrige oder keine Quellensteuer erheben. Dann profitiert man nämlich auf ganzer Linie davon, dass auf portugiesischer Seite die Dividenden steuerfrei sind.

Bei Unternehmen in Deutschland gibt es lediglich die Möglichkeit, durch die im Doppelbesteuerungsabkommen festgelegte Quellensteuerminderung, die Steuerbelastung von 25 % auf 15 % zu senken. Das bietet Unternehmern die Möglichkeit, 10 % Steuern zu sparen, ohne den Wohnsitz in einem Hochsteuerland aufzugeben.  

Allerdings ist zu beachten, dass Portugal strenge Außensteuergesetze hat. Daher benötigt die Firma zwingend Substanz im Ausland, um die steuerfreien Dividenden in Anspruch zu nehmen. Es genügt nicht, eine Briefkastenfirma im Ausland zu betreiben.

Muss man in Portugal leben, um vom NHR-Status zu profitieren?

Man muss seinen Hauptwohnsitz in Portugal haben, um vom NHR-Status zu profitieren. Es gibt nach dem Erhalt des Status allerdings keinen offiziellen Mindestaufenthalt, weshalb auch digitale Nomaden von dem Programm profitieren können, die sich nur gelegentlich in Portugal aufhalten.

Allerdings gibt es dabei einen Aspekt zu beachten:

Man kann nur von einem der Doppelbesteuerungsabkommen Portugals profitieren, wenn man auch dort steuerlich ansässig ist. Möchte man also von der niedrigeren Rentenbesteuerung oder einer Quellensteuerermäßigung profitieren, muss man auch in Portugal seinen Vollzeitwohnsitz haben.   

Die meisten Personen mit NHR-Status leben tatsächlich in Portugal. Digitale Nomaden nutzen dagegen oftmals andere Setups, um noch mehr Steuern zu sparen. Wer in Portugal leben möchte, findet im NHR-Status eine exzellente Möglichkeit, legal den eigenen Steuersatz in einem eigentlichen Hochsteuerland zu minimieren.   

Sozialversicherungsbeiträge und –steuern beachten!

Portugal hat sehr hohe Sozialversicherungsbeiträge, vor denen der NHR-Status leider nicht schützt. Alle Angestellte und die meisten Selbstständige in Portugal müssen Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die von dieser Pflicht befreien. Ob Sie eine Befreiung beantragen dürfen, können Sie hier nachlesen.

Die Sozialversicherungsbeiträge für Angestellte liegen bei insgesamt 34.75 % des Gehalts. Davon zahlen Angestellte 11 % und Arbeitgeber 23.75 %. Die Beitragshöhe für Selbstständige liegt bei 21.4 %. Das sorgt leider dafür, dass trotz des NHR-Status hohe Gesamtabgaben in Portugal anfallen.

Sie sollten sich in jedem Fall im Voraus mit einem portugiesischen Steuerberater austauschen, um abzuklären, ob Sie Sozialversicherungsbeiträge bezahlen müssen.

NHR-Status beantragen: Wie erhält man die Steuererleichterung?

Den NHR-Status erhält man nicht automatisch, sondern man muss ihn beantragen. Dies ist leider erst möglich, nachdem man in Portugal steuerpflichtig geworden ist. Das bedeutet: Sollte der NHR-Status nicht erteilt werden oder man auf andere Probleme stoßen, muss man die volle Einkommensteuer bezahlen.

Um den Status zu beantragen, müssen Interessenten eine Erklärung ausfüllen, die bestätigt, dass Sie in den letzten 5 Jahren nicht in Portugal unbeschränkt steuerpflichtig waren. Der Antrag wird dabei komplett digital über das Online-Portal „Portal das Fiancas“ des portugiesischen Finanzamts eingereicht. Im Voraus muss man eine portugiesische Steuernummer beantragen und einen Online-Account erstellen.

In der Regel genügt das Ausfüllen und Absenden der Online-Erklärung. In Ausnahmefällen fragen die Behörden zusätzliche Dokumente ab. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn sie den verdacht haben, dass die Person in den letzten 5 Jahren in Portugal steuerpflichtig war.

Wichtig ist, dass das Beantragen des NHR-Status bis zum 31.03. des Jahres erfolgt, nachdem der Antragsberechtigte steuerpflichtig in Portugal geworden ist. Wenn Sie bspw. im Jahr 2022 nach Portugal ziehen, müssen Sie den NHR-Status bis zum 31.03.2023 beantragen.

In der Regel dauert das Erteilen des NHR-Status nur 5 Werktage. Grundsätzlich können Sie die nötigen Formulare selbst ausfüllen. Allerdings kann Ihnen dabei bei Bedarf auch eine Einwanderungsagentur helfen. Eine Recherche unsererseits hat ergeben, dass viele Einwanderungsagenturen und -Anwälte zwischen 200 € und 300 € für das Beantragen des NHR-Status verlangen.

Wie lange gilt der NHR-Status?

Der NHR-Status verspricht Steuervorzüge über 10 aufeinanderfolgende Jahre. Danach unterliegt man dem normalen Steuersystem Portugals. Verglichen mit Deutschland ist die steuerliche Belastung in Portugal insbesondere für Personen mit höheren Einkommen oftmals deutlich höher. Das sollte bei der Entscheidung, ob man nach Portugal auswandern möchte, unbedingt einkalkuliert werden.

Fazit: Wann lohnt sich der NHR-Status?

Der NHR-Status ist eine gute Möglichkeit, Steuern bei einem Wohnsitz in Portugal zu sparen. Dies gilt zumindest für Personen in Berufen mit hoher Wertschöpfung, Inhaber einer Kapitalgesellschaft im Ausland mit regelmäßigen Dividendenzahlungen und Personen mit Rentenbezügen aus einem Land, dessen DBA mit Portugal die Rentenbesteuerungsrechte Portugal zuteilt.  

Besonders ansprechend ist, dass Portugal als EU-Land einen exzellenten Ruf genießt und keinesfalls als Steueroase bekannt ist. Aufgrund der hohen Sozialversicherungsbeiträge und der Tatsache, dass auch für Personen in den Berufen mit hoher Wertschöpfung weiterhin 20 % Steuern anfallen, wenn ihre Kunden in Deutschland ansässig sind, ist Portugal steuerlich aber kein ideales Land.

Wir empfehlen das Auswandern nach Portugal mit dem NHR-Status nur, wenn man von dem Land wirklich überzeugt ist und gerne dort leben möchte. Die steuerlichen Ersparnisse halten sich nämlich im Vergleich zu anderen Steuersparmodellen (Zypern, Malta, Vereinigte Arabische Emirate, etc.) in Grenzen. Außerdem muss man berücksichtigen, dass nach dem Ablauf der Steuervorzüge, die volle Steuerbelastung anfällt. Die Steuern sind in Portugal teilweise sogar höher als in Deutschland.

Ob sich das Auswandern nach Portugal mit dem NHR-Status steuerlich lohnt, muss man daher immer für sich selbst entscheiden.